Filme über das Leben und (auch) über die Arbeit.
- Oliver Rodrigues J
- 20. Feb.
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 14. März
Die Anfrage, mit der das Unternehmen zu uns kam, war, mit einem Film das Team vorzustellen, um neue Mitarbeitende zu gewinnen.

Der Kunde war ein Dienstleistungsunternehmen im Bankgeschäft. Dort arbeiten Menschen in Teams, von zu Hause, im Büro, im Callcenter und online.
Digitale Dienstleistungen sind ja oft so, dass man die Arbeit visuell nur schwer darstellen kann. Wie sieht denn eine IT-Dienstleistung typischerweise aus? Eine Person tippt etwas in eine Tastatur und sieht dabei nerdig aus? Was man in anderen Recruitmentfilmen häufig sieht war uns für diesen Kunden zu wenig.
Wir wollten deshalb die Arbeitsatmosphäre und den Teamgeist vermitteln, ohne dass der Film wie eine aufdringliche Werbung wirkt oder Stereotypen bedient.
Deshalb haben wir folgende Lösung vorgestellt:
In Teams arbeiten Menschen. Deshalb müssen Filme auch menschlich sein. Für uns hieß das konkret, dass wir vieles weglassen wollten.
Ich glaube, da spreche ich vielen Filmschaffenden aus der Seele: Wenn man als Filmemacher von einem Kunden ein Budget zugesagt bekommt, dann möchte man am liebsten erst einmal neues Kameraequipment kaufen und alles ausprobieren. Technik kann sehr begeistern und als Filmemacher denkt man dann schnell, dass man das alles unbedingt für den nächsten Job braucht. Der Kunde soll sehen, was er für sein Geld bekommt: und das wäre dann was? Equipment? Oder vielleicht große Filmteams? Hm.
Apropos große Filmteams, hier eine kleine Geschichte: Ein LKW voller Equipment, der nicht durch die Toreinfahrt zum Drehort (oder Tatort?) Großraumbüro passt. Ein Regisseur mit Baskenmütze und Klemmbrett unter dem Arm dirigiert die Mitarbeiter vor der Kamera und sagt Dinge wie »Action!« und »Jetzt bitte ganz natürlich!« und »Cut!« und die Mitarbeiter sind mittendrin in dieser schon fast komisch wirkenden Szene. Das habe ich mir nicht ausgedacht, das ist genau so in einem großen Unternehmen hier in der Nähe passiert. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollten ganz authentisch über ihre Erfahrungen im Beruf und im Privatleben berichten.
Wie authentisch klingt das für Sie als Auftraggeber? Und wie sehr nach Theatershow?
Richtig ist: so wird an einem Filmset mit Schauspielern gearbeitet. Schauspielerinnen und Schauspieler können damit umgehen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind aber meistens keine Schauspieler.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind meistens keine Schauspieler.
Filmaufnahmen und Interviews
Deshalb ist es für uns sehr wichtig, dass die Atmosphäre vor und während der Dreharbeiten stimmt. Es soll sich nicht wie ein Filmset anfühlen, sondern eher wie ein lockeres Gespräch bei einer Tasse Kaffee, Tee oder wenn's hilft auch einem Glas Wein. Alles, was die Distanz verringert und das Gespräch angenehmer macht, ist gut.
Wir sind dann so vorgegangen, dass wir vor den eigentlichen Aufnahmen erst mal Telefontermine mit den Protagonist*innen vereinbart haben, um uns kennenzulernen. Das ist ein guter Eisbrecher und man kann schon die ersten Ängste abbauen.
Am Drehtag selbst hatten wir dann viel Zeit und für jede Person einen Tag in der Location reserviert. So war genug Zeit für uns, das Set aufzubauen und die Kameras einzurichten. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer und das Team des Kunden konnte sich auch ohne Stress einfinden und erst mal warm werden. Vor dem eigentlichen Interview begannen wir mit einem kleinen Smalltalk, um gleich gut ins Gespräch zu kommen.
Bei dieser Methode kommt es vor, dass die Leute vor der Kamera so locker sind, dass sie gar nicht mehr an die Kamera denken und auch mal in ihren Dialekt verfallen. Vor allem lachen sie viel und echt. Wir als Filmteam sind in diesem Moment hochkonzentriert. Alle elektronischen Geräte müssen zuverlässig funktionieren. Wenn sich jemand vor der Kamera so sehr öffnet, dass Tränen rollen, dann wäre eine Kamera, die nicht mehr will, wirklich eher nicht so vorteilhaft. Deshalb setzen wir auf professionelles Cine-Equipment. Nicht nur wegen der Bildqualität, sondern hauptsächlich, damit der Workflow stimmt.

Die Premiere der fertigen Filme
Das Projekt kam sehr gut an. Die kurzen Filme, die wir auf Social Media geteilt haben, wurden oft aufgerufen und es gab viele Reaktionen. Auch viele Kolleginnen und Kollegen haben sich die Premiere der 2- bis 3-minütigen Filme in einem großen Kinosaal in Saarbrücken angeschaut. Die Stimmung war gut und es gab großen Applaus nach jeder Vorstellung. Ich finde das zeigt was Film-Stories außerhalb von Social Media bewirken können. Hier muss man einfach weiterdenken, als Tikotok es mit seiner kurzen 5-Sekunden-Aufmerksamkeitsspanne leisten kann. Da geht mehr und dieses Projekt ist der Beweis.

Emotionale Geschichten
Das authentische Erzählen der persönlichen Geschichten ist eine wichtige Grundlage für den späteren Film, der aus dem Interview entsteht. Die Dramaturgie muss stimmen und es müssen weitere starke Filmaufnamhen für das Erzählte gefunden werden. Derzeit wird viel über »Emotional Storytelling« gesprochen.
»Hensel und Gretel verliefen sich im Wald ... «
Da kommt sicherlich bei jedem Kind eine gruselige Stimmung auf. Die Geschichte ist erzählt, die Emotionen sind geweckt.
Ich glaube, ein sehr wichtiger Teil des Storytellings beginnt viel früher, nämlich Hänsel und Gretel überhaupt erst mal als Geschichte zu finden und sie dann als Erster zu erzählen, sodass sie weitergetragen werden kann.
Das funktioniert auch mit Ihren Erlebnissen und Werten. Wie genau finden wir am besten gemeinsam heraus.